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Am 26. April 1986 ereignete sich in den frühen Morgenstunden um 1 Uhr 23 Minuten innerhalb von etwa 9 Sekunden im Reaktorblock 4 in Tschernobyl die bisher weltweit größte Reaktorkatastrophe. In der Folge des Unfalls wurden radioaktive Stoffe mit einer gesamten Aktivität von über 1019 Bq (10 Trillionen) freigesetzt und auf Grund des über Tage brennenden Graphitkerns des Reaktors mehrere Hundert Meter in die Atmosphäre geschleudert.

Die Folge ist eine nach wie vor nachweisbare Belastung der Böden und in der Folge von Pflanzen und Tieren - in ganz Europa. Speziell bei Wild und Pilzen sind in einzelnen Individuen die Grenzwerte für den Verzehr nach wie vor überschritten. Fast 30 Jahre nach der Katastrophe ist in Europa vor allem das Isotop 137Cs relevant. In der „näheren" Umgebung des Kraftwerks auch 90Sr und die Actiniden. Generelle Beschränkungen für den Verzehr von gewissen Produkten gibt es nur noch in den am stärksten betroffenen Gebieten in Skandinavien, Weißrussland und der Ukraine. Sperrzonen von dutzenden Quadratkilometern existieren in der Ukraine und Weißrussland.

Zehntausende Angehörige der Roten Armee haben damals unter Einsatz ihres Lebens die Folgen des Unfalls soweit wie möglich eingedämmt. Der eilig und mit unmenschlichen Anstrengungen und unter schwersten Bedingungen errichtete Sarkophag bricht zusammen und wird gerade durch einen weiteren mehrere hundert Millionen Euro teuren Schutzmantel ergänzt, der zumindest die nächsten hundert Jahre halten soll, bevor auch er ersetzt werden muss.

Seit Dezember 2000 sind alle vier Reaktoren des Kernkraftwerks stillgelegt.

„Bei uns kann das nicht passieren" oder „Bei uns ist alles ganz anders und in Ordnung", sind die Aussagen der Atomaufsichtsbehörden und Betreiber in allen Staaten die Kernkraftwerke betreiben. Dabei wird „vergessen", dass nicht nur in Tschernobyl und Fukushima schwere Unfälle geschehen sind, sondern auch in Windscale/Sellafield GB, Three Mile Island und Idaho Falls USA, in Lucens, und in einigen mehr zu Situationen gekommen ist, in denen alles noch einmal gerade gut gegangen ist oder „nur" ein paar Arbeiter vor Ort gestorben sind.

Die 443 Kernkraftwerke erzeugen nur etwa 2 Prozent der weltweit verwendeten Energie.

Völlig widersinnig ist der Neubau von AKWs auch aus ökonomischer Sicht, wie sich in einer Studie der WUA gezeigt hat. Wird das für Kernkraftwerke aufgewendete Fördergeld in den Ausbau von erneuerbaren Energieträgern gesteckt, kann 37 % mehr Strom gewonnen werden. Kein Kernkraftwerk wurde und wird ohne massive staatliche Förderungen errichtet und nach wie vor existiert keine Lösung für den hochradioaktiven Abfall.

Auch das Haftungsproblem ist noch aktuell. Kein Kernkraftwerk auf der ganzen Welt ist mit einer nennenswerten Summe versichert und fast kein Kernkraftwerksbetreiber haftet unbeschränkt für die von ihm verursachten Schäden. Daher müssen sowohl alte AKWs stillgelegt werden, als auch der Irrweg zu neuen Atomkraftwerken (siehe Hinkley Point) endlich verlassen werden

Mehr Informationen:

Reaktorkatastrophe von Tschernobyl
KKW Tschernobyl - stillgelegt