Wien/St. Pölten, 16.08.2017
Die Serie illegaler Greifvogelverfolgungen in Niederösterreich reißt nicht ab. Letzte Woche wurden erneut ein offensichtlich vergifteter Rotmilan sowie ein toter Adlerbussard und ein toter Mäusebussard gefunden. Der Fundort liegt im Großraum Zistersdorf – jener Region, in der 2016 der größte jemals in Österreich dokumentierte Vergiftungsfall mit über 30 toten Tieren aufgetreten ist. Trotz Anzeigen und Polizeiermittlungen geht das Vogelmorden munter weiter.


„Die Region Zistersdorf stellt eine Art Bermuda-Dreieck für Greifvögel dar. In den vergangenen Jahren sind genau dort immer wieder besenderte Greifvögel wie Kaiseradler und Rotmilane verschwunden oder tot aufgefunden worden“, weiß Matthias Schmidt von BirdLife Österreich zu berichten: „Die illegale Greifvogelverfolgung scheint dort traurige Tradition zu haben.“ Österreichweit gesehen ist das Gebiet rund um Zistersdorf in Niederösterreich ein wahrer Hotspot illegaler Greifvogelverfolgung. In keiner anderen Region wurden mehr vergiftete Greifvögel und Giftköder gefunden. Die meisten Meldungen gingen von aufmerksamen Passanten und engagierten Naturbeobachtern ein. Trotz Anzeigen und Polizeiermittlungen geht das Vogelmorden munter weiter.


Intensivierung der Anstrengungen dringend erforderlich

Obwohl das Problem der illegalen Verfolgung von Greifvögeln durch den Menschen seit Jahren von BirdLife Österreich und anderen Organisationen wie etwa dem WWF aufgezeigt wird, und „es immer wieder Gespräche mit Naturschutz- und Jagdbehörden sowie der Politik gegeben hat, haben sich die bisher gesetzten Schritte leider als wirkungslos erwiesen“, kritisiert Schmidt: „Keiner der Täter wurde bisher ausfindig gemacht. Die lokalen Jagdaufsichtsorgane geben sich zumeist in Unwissenheit und die Kooperationsbereitschaft ist oft nur gering. Vielmehr müssen wir - aufgrund unserer Erfahrungen der Vergangenheit - vermuten, dass die Greifvogelmörder aus den Reihen der Jägerschaft kommen.“


Forderung nach unabhängigen Kontrollorganen

Das derzeitige Jagdaufsichts-System sei bei der Suche nach den Tätern ungeeignet. „Da sich die Leute oft untereinander kennen, ist die Hemmschwelle Hinweise zu geben hoch“, so Schmidt: „Wir brauchen unabhängige Kontrollen im Großraum Zistersdorf! Etwa über befugte Naturwacheorgane oder über eine externe übergeordnete Jagdaufsicht – rechtliche Möglichkeiten gibt es, es liegt an der Umsetzung.“


Schutzbemühungen konterkariert

Durch die anhaltende Greifvogelverfolgung kommt Österreich nicht nur seinen Verpflichtungen in Hinblick auf die Vogelschutzrichtlinie nicht nach, sondern es werden auch nationale und internationale Schutzbemühungen konterkariert. „Die europaweiten Erfolge im Greifvogelschutz, welche unter Anderem in Form von großen Schutzprojekten und durch den Einsatz von Steuermitteln erzielt wurden, werden so zunichtegemacht“, sagt Schmidt: „In solchen „Bermudadreiecken“ für Greifvögel wie der Region Zistersdorf sollte daher die Niederwildjagd zumindest temporär ausgesetzt werden, damit sich die Greifvogelbestände dort wieder erholen können.“


NÖ Umweltanwalt Hansmann: „Diese Kriminellen gehören endlich aus dem Verkehr gezogen!“

„Ob das Jäger sind oder nicht, das kann ich nicht beurteilen, das ist mir aber auch völlig egal“, betont Thomas Hansmann, Leiter der NÖ Umweltanwaltschaft: „Es handelt sich jedenfalls um Kriminelle, denen das Handwerk gelegt werden muss! Wir werden zwar weiterhin auch auf Aufklärung setzen, das allein ist aber sichtlich zu wenig. Es müssen neue effektivere Wege beschritten werden, um einen rechtskonformen Zustand herzustellen“, so Hansmann weiter: „Zum Tierleid und den internationalen Verpflichtungen kommt ja noch dazu, dass die Vogelschutzprogramme und –projekte Geld kosten. Geld, das von den Steuerzahlern aufgebracht wird. Meine Botschaft an die kriminellen Subjekte ist also ganz klar: Niederösterreich lässt sich das nicht mehr gefallen!“


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